25.5.2021 | Standpunkt

Ein Kommentar von Hauptgeschäftsführer Thomas Richter

Die Bundesregierung will mit ihrer Sustainable-Finance-Strategie auch den Finanzstandort Deutschland stärken, doch bei der BaFin hat sich das offenbar noch nicht herumgesprochen. Sie fordert im Entwurf ihrer „Leitlinien für nachhaltige Investmentvermögen“, ein Fonds müsse künftig zu mindestens 90 Prozent in nachhaltige Vermögensgegenstände investieren oder im gleichen Umfang eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen, um sich als nachhaltiges Investmentvermögen bezeichnen zu dürfen; so festzulegen in den Anlagebedingungen. Damit will die BaFin Grünwaschen verhindern. Tatsächlich würde sie aber Deutschland als Standort für nachhaltige Fonds aus dem Wettbewerb katapultieren.

Neben der 90-Prozent-Quote fordert die BaFin, Investitionen in fossile Energieträger und Atomstrom weitgehend auszuschließen und Immobilien „klimaneutral“ zu bauen und zu renovieren. Von den derzeit 448 in Deutschland aufgelegten nachhaltigen Publikumsfonds mit einem Volumen von knapp 78 Milliarden Euro blieben so kaum welche übrig. Und neue kämen auch nicht hinzu. Stattdessen hätten wir ein Förderprogramm für Luxemburg und Irland. Dort würde nämlich die Mehrheit neuer nachhaltiger Fonds aufgelegt – ohne zusätzliche Vorgaben und problemlos in Deutschland verkäuflich, weil die BaFin-Leitlinien nur für Fonds mit deutscher ISIN gelten.

Auch wir wollen dem Grünwaschen vorbeugen, aber ohne den Standort Deutschland für nachhaltige Fonds unattraktiv zu machen. Deshalb arbeiten wir weiter am deutschen Vertriebskonzept, das sich an den MiFID II-Kriterien für Nachhaltigkeitspräferenzen und weiteren EU-Vorgaben orientieren wird. Gleichzeitig sind wir mit der BaFin im Gespräch. Wenn sie die Berliner Sustainable-Finance-Strategie ernst nimmt, sollte sie am besten gleich ganz auf die geplanten Leitlinien verzichten.


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